SAP hat kürzlich mit Jennifer Morgan eine Frau als Co-CEO berufen – als erster DAX-Konzern überhaupt. Wie hast du diese Nachricht aufgenommen?
Damit hat SAP ein starkes Signal gesetzt und das hat mich natürlich sehr gefreut! Ich finde die Doppelspitze mit Christian Klein ein gutes System. Sie stehen auf höchster Ebene für das, was wir im Unternehmen praktizieren – nämlich, dass Teamarbeit und das Zusammenführen unterschiedlicher Talente wichtig für optimale Ergebnisse ist. Ich bin stolz, dass wir bei SAP diesen Weg gehen.
Als Head of Human Resources (EMEA North) hast du mit Menschen aus verschiedenen Disziplinen, Kulturen und Generationen zu tun – was sind die Herausforderungen und was bereitet dir dabei besonders Freude?
Die Herausforderung ist, immer wieder durch neue und unvorhergesehene Situationen zu navigieren. Man muss gut mit Unsicherheiten umgehen können, Vielfältigkeit nutzen, ergebnisorientiert bleiben und dennoch ein stabiles Umfeld schaffen – das macht Leadership aus. Authentizität spielt dabei eine wichtige Rolle, genauso wie transparent und zeitnah zu kommunizieren beziehungsweise Foren für Diskussion zu schaffen. Vor weitreichenden Entscheidungen ist man gut beraten, verschiedene Perspektiven einzuholen.
In einem interkulturellen Feld multiplizieren sich die Faktoren und in einem Unternehmen mit fünf Generationen, wäre es ein Fehler, davon auszugehen, man habe die alleinige Antwort auf alles. Mir bereitet es große Freude, diese Herausforderungen anzupacken. Es gibt keinen Tag, an dem nicht etwas Unvorhersehbares passiert. Diese Dynamik macht es aus und daran wächst man – beruflich wie persönlich.
Aus der Perspektive einer Alumna der Quadriga Hochschule – was müssen deine Kommiliton*innen als Führungskräfte der Zukunft mitbringen?
Resilienz, im Sinne eines positiven Umgangs mit immer neuen Entwicklungen, ist hier ein wichtiges Stichwort. Das klassische Expertentum hat ausgedient. Dinge, die „immer schon so gemacht“ wurden, können heute schon nicht mehr den Anforderungen genügen. Als Führungskraft muss man mit diesen laufenden Veränderungen souverän umgehen können. Gleichzeitig muss man in der Lage sein, anderen eine Perspektive zu geben und mutige Entscheidungen zu treffen. Schnelllebigkeit darf einem als Führungskraft also keine Schmerzen bereiten, genauso wenig wie permanent zu kommunizieren oder auch zu diskutieren.
Man ist nicht immer die Person, die am meisten weiß, aber am Ende eben trotzdem diejenige, die die Verantwortung trägt. Je offener man kommuniziert, auf welcher Grundlage man Entscheidungen trifft, desto eher werden diese auch akzeptiert. Dazu gehört für mich auch die Offenheit für alternative Entscheidungsmodelle – zum Beispiel, anderen das letzte Wort zu überlassen. Sollte sich eine Entscheidung mal als falsch herausstellen, kann ich nur dazu raten, diese auch zu revidieren und das entsprechend zu kommunizieren. Das ist kein Zeichen von Schwäche. Ganz im Gegenteil, ich halte das für ausgesprochen klug.
Warum hast du dich damals für einen MBA an der Quadriga Hochschule entschieden?
Einer der Gründe war die gute Mischung aus grundlegenden und weiterführenden Elementen des MBA und der klare Praxisbezug. Da ich vorher kein betriebswirtschaftliches Studium absolviert hatte, konnte ich hier eine breite Grundausbildung nachholen, aber auch als Senior Professional meine HR-Kompetenzen ausbauen. Das in Kombination mit dem Netzwerk an der Quadriga Hochschule hat mich überzeugt. Das Ziel der Ausbildung ist ja, eine*n CHRO zu etablieren, die*der in einer Springerfunktion auch Finanzvorstand werden kann – oder eben CEO. Um diese Führungspositionen ausfüllen zu können, braucht es mehr als reines HR-Wissen und das bekommt man hier.
An welches Highlight aus der Studienzeit denkst du noch häufig zurück?
Das war ganz klar die Studienreise nach Boston – die war einfach toll. Dr. Melanie Baier hat das super organisiert und die Dozierenden der Universität vor Ort waren klasse. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich daran denke.
Wie hat dir der MBA auf deinem Karriereweg geholfen?
Ich bin damit zwei große Schritte gegangen. Zum einen hat sich mein Mindset dahingehend verändert, Themen anzugreifen, die ich vorher gescheut habe. Speziell Finanzthemen sind für viele Personaler:innen nach wie vor schwierig, allerdings unumgänglich bei strategischen Entscheidungen – auch im HR. Zum anderen die Öffnung eines neuen Netzwerks: also einen externen Benchmark zu haben, sich über Strategien und Erfahrungen aus dem beruflichen Alltag auszutauschen – auch über die Studienzeit hinaus. Das wäre in dieser Qualität sonst nicht möglich gewesen.
Ist das auch der Grund, warum du heute als Mentorin und Mitglied des Beirats eine so aktive Rolle im Netzwerk übernimmst?
Ja, weil ich es für sehr wichtig halte, Netzwerke zu pflegen und über den eigenen Horizont hinwegzuschauen – das Neue zu suchen. Wo ich gerade bin, weiß ich in der Regel. Entscheidend ist die Frage, wo ich hinwill. Und da ist es wichtig, Leute an seiner Seite zu haben, die auch mal anders denken. Das gilt gerade auch für ein MBA-Studium, weil es von Aktualität und Relevanz lebt. Im Beirat entwickeln wir die übergeordneten Strukturen, um Netzwerke auszubauen, relevante Themen zu identifizieren und die richtigen Organisationen anzusprechen. So entwickeln wir die Studienprogramme weiter, während wir gleichzeitig unser eigenes Netzwerk pflegen und am Puls der Zeit bleiben. Im Mentoring wiederum, öffnet man sein Netzwerk für andere und ist auf einer persönlichen Ebene aktiv. Man steht mit Rat zur Seite und kann gegebenfalls eigene Kontakte für Lösungsansätze vermitteln.
Zur Person
Angela Todisco hat 2017 ihren MBA Leadership & Human Resources abgeschlossen und ist heute als Mitglied des Beirats Leadership sowie im Mentoring-Programm der Quadriga Hochschule Berlin aktiv.
Mehr zu Angela Todisco erfahren Sie über ihr Hochschul-Profil oder ihre LinkedIn-Seite.
Angela Todisco ist Head of Human Resources EMEA North. Dazu gehört auch die ganzheitliche HR-Verantwortung für Frankreich, Großbritannien, Irland, die Niederlande, Belgien, Luxemburg und die nordischen Länder. Sie ist verantwortlich für die Gestaltung und Umsetzung der Personalstrategie für über 8.000 Mitarbeiter in der Region.
Angela begann ihre berufliche Laufbahn als Recruiting Consultant im Jahr 2001 und kam als HR Business Partner zu DNV Deutschland. Seit ihrem Eintritt bei SAP im Jahr 2005 war sie in verschiedenen Funktionen im HR Business Partner Team von SAP tätig. Im Jahr 2010 wurde sie zur Senior HR Managerin befördert und leitet HR Business Partner Teams in verschiedenen Vorstandsbereichen wie Products & Innovation, Office of the CEO, Global Finance und Administration und IT. Im Oktober 2015 übernahm sie die Funktion der Personaldirektorin SAP SE, die für mehr als 14.000 Mitarbeiter in der deutschen Zentrale verantwortlich ist.
Im September 2017 wurde Angela zur Leiterin der Personalabteilung EMEA Nord ernannt. In dieser Funktion leitet sie das Team der Personaldirektoren in ihrer Region und ist vertrauenswürdige HR Business Partnerin für den Regional President für EMEA North. Sie leitet verschiedene strategische HR-Initiativen mit dem Ziel, Führungskräfte und Mitarbeiter so zu fördern, dass sie ihr Bestes geben und ihr volles Potenzial in einem offenen und vertrauenswürdigen Umfeld entfalten können, um Innovationen zu fördern.
Angela hat einen Master-Abschluss in Liberaler Kunst der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und einen MBA in HR & Strategie der Quadriga University, Berlin.