Für manche ist Coaching ein diffuser Begriff, einige verschreien es gar als einen Hype – was versteht die Quadriga Hochschule unter Coaching?
Ganz einfach ausgedrückt: Es geht darum, Menschen in Veränderungsprozessen professionell zu unterstützen. Im Alltag suchen wir in solchen Situationen meist den Rat von Freund:innen oder Kolleg:innen. Ein Coach gibt aber in aller Regel keine Ratschläge, sondern stellt Fragen, die zur Selbstreflexion beitragen und dann – idealerweise – zur eigenen Lösungsfindung führen. Bei größeren Veränderungsprozessen werden insbesondere Führungskräfte häufig von Business Coaches unterstützt.
Ein typischer Coaching-Anlass ist der Antritt einer neuen Rolle, in der sich eine Führungskraft zurechtfinden möchte. Häufig werden Coachings aber auch genutzt, um gezielt an der Wirksamkeit der eigenen Führung zu arbeiten. Je nach Bedarf kann es dabei zum Beispiel um den Einsatz der eigenen Stärken gehen, um Klärung der eigenen Ziele und Bedarfe und um Vorgehensweisen, wie diese am besten erreicht und befriedigt werden können.
Zertifizierte Coaches verfügen über ein breites Repertoire an Methoden, mit dem sie ganz individuell auf die Klient:innen, die sogenannten Coachees, eingehen können. Ganz wesentlich ist, dass der inhaltliche Input immer von den Klient:innen kommt, der Coach unterstützt lediglich die Selbstreflexion. Wie gesagt: Fragen spielen dabei eine zentrale Rolle. Ziel ist, die eigenverantwortliche Handlungskompetenz der Klient:innen zu stärken.
Wieso bietet die Quadriga Hochschule die Coaching-Ausbildung jetzt als Vertiefung des MBA Leadership an?
Business Coaching ist in Unternehmen inzwischen weit verbreitet – und das ist auch sinnvoll. Studien haben gezeigt, dass Coaching eine wirksame Methode zur persönlichen Weiterentwicklung ist. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass Coaching-Techniken für viele Führungskräfte auch Bestandteil ihres Führungsrepertoires geworden ist.
Fragen stellen statt Ansagen machen – das kann zu mehr Eigenverantwortung und Selbstentfaltung der Mitarbeiter führen. Genau das wollen viele Führungskräfte erreichen. Deswegen verknüpfen wir mit dem neuen Studiengang unsere Leadership-Module aus dem MBA mit der Ausbildung zum systemischen Business Coach.
In welchem Verhältnis stehen die beiden Ansätze Leadership und Coaching zueinander?
Im Idealfall ergänzen sich die beiden Ansätze. Dazu gilt es jedoch, sich dem Spannungsfeld zwischen Coaching und Leadership bewusst zu sein und klare Grenzen zu ziehen.
Coaching erfordert eine neutrale, urteilsfreie und ergebnisoffene Haltung. Es geht allein um die Fragen und Ziele der Coachees. Führen dagegen hat mit dem Erreichen von Unternehmenszielen zu tun. Führungskräfte tragen Ergebnisverantwortung. Sie geben oft die Richtung vor, setzen Ziele, treffen Entscheidungen, beurteilen Mitarbeiter:innen. Das alles hat mit Coaching nichts zu tun.
Gleichwohl kann – und sollte – man als Führungskraft diverse Modelle und Techniken aus dem Coaching anwenden. Studien haben gezeigt, dass sich dadurch die Wirksamkeit von Führung durchaus erhöhen lässt. Das eignet sich jedoch nur für Situationen, in denen ein Lösungsweg auch wirklich offen ist – beispielsweise, wenn man besprechen möchte, wie ein bestimmtes Ziel erreicht werden kann. Sonst kann es zu einem Rollenkonflikt kommen.
Doch muss man auf solche Situationen nicht warten, man kann sie häufig selbst herbeiführen. Coachende Führungskräfte verstehen es, Gelegenheiten zu erkennen, die sich dafür eigenen. Wenn sich Coaching und Leadership ergänzen sollen, muss man also nicht nur wissen, wie beides geht, sondern vor allem entscheiden können, wann sich welche Rolle eignet. Das mit den Studierenden herauszuarbeiten, ist ein Ziel im neuen MBA Leadership & Coaching.
Was werden die Studierenden im neuen MBA Leadership & Coaching lernen?
Genau dieses Spannungsfeld ins Positive aufzulösen. Die Studierenden werden lernen, effektiv in beiden Rollen zu agieren und – wenn angebracht – flexibel zwischen ihnen zu wechseln. Das erfordert zunächst einmal relevante Fähigkeiten und Techniken in beiden Bereichen. Dazu durchlaufen sie sowohl die Coaching-Ausbildung als auch die Basismodule des MBA, mit denen sie ihr Verständnis von betriebswirtschaftlichen Kompetenzen und Leadership-Skills weiter vertiefen.
Das ist aber höchstens die halbe Miete, denn mindestens genauso wichtig ist die Haltung. Die Studierenden werden sich daher mit ethischen Fragestellungen auseinandersetzen und sich eine eigene Haltung erarbeiten. Dazu gehört es auch zu erkennen, wann zwischen beiden Rollen ein wirklicher Konflikt besteht und warum es für eine Führungskraft in aller Regel nicht richtig ist, eine:n Mitarbeiter:in in persönlichen Fragen zu coachen.
Neben verschiedenen Übungen und Praxisformaten ist es als Hochschule auch unser Anspruch, die neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse einfließen zu lassen. Dazu veröffentlichen wir im Januar 2021 eine entsprechende Studie.
Welche Karriereperspektiven eröffnen sich mit dem neuen Studiengang?
Mit der Kombination aus der Coaching-Ausbildung und den Leadership-Modulen des MBA verstehen die Absolvent:innen besser, mit welchen Themen und Herausforderungen es Führungskräfte heute und in der Zukunft zu tun haben – und zwar unabhängig davon, ob sie selbst schon eine Führungskraft sind, eine werden möchten oder diese coachen wollen.
Denkbar ist sowohl die Rolle eines externen Coaches, aber auch verschiedene Rollen innerhalb von Organisationen. Mögliche Wirkfelder sind hier insbesondere das Human Resources oder Change Management sowie die Organisationsentwicklung. Man sollte das aber nicht zu sehr eingrenzen, denn mit so einem Abschluss eröffnet sich ein weites Tätigkeitsfeld, das der steigenden Nachfrage nach resilienten und adaptierfähigen Persönlichkeiten entgegenkommt.
Mehr Informationen zum neuen Studiengang
Übersicht über den Studienverlauf
Studiendauer: 24 Monate oder bis zu 30 Monate (jeweils zzgl. Masterthesis)
Präsenzzeit: 2-3 Tage pro Monat (Coaching-Ausbildung) bzw. 4-5 Tage pro Monat (Leadership-Module)
Die nächsten Starttermine
Coaching-Ausbildung: 26.02.2021
Studienstart: 09.06.2021
Weitere Starttermine der Coaching-Ausbildung sind im Mai und Oktober, der zweite Studienstart an der Quadriga Hochschule ist im November.
Weitere Informationen zum Studienkonzept, den Lehrenden und die Ansprechpartner finden Sie auf der Seite des MBA Leadership & Coaching.
Wolfhart Pentz ist Professor für Führung und Personalentwicklung an der Quadriga Hochschule Berlin. Er ist Fellow am Harvard Institute of Coaching und zertifizierter Berater für Positive Psychologie. Seit 2015 ist er als “Head of Leadership Services” bei Egon Zehnder aktiv. Pentz verfügt über weitreichende Erfahrungen in den Bereichen Führungskräfte- und Organisationsentwicklung sowie kultureller Transformationen. Zu diesen Themen hat er seit 1998 mehr als 150 Unternehmen aller Branchen in über 25 Ländern beraten. Sein Interesse gilt dabei besonders der Verknüpfung von Theorie und Praxis zu guter Führung in unterschiedlichen Kontexten. Er leitete zahlreiche Projekte zur Entwicklung von Management Teams (individuelles und Team-Coaching; Team Building). Pentz belegte zahlreiche Fortbildungen zum Team Coaching zum Beispiel bei Corentus (Alexander Caillet) oder zum ITC Coach bei Minds at Work (Robert Kegan/Lisa Laskow Lahey).
David Nitschke ist Executive Director des Instituts für Coaching und Leadership an der Quadriga Hochschule Berlin. Zudem ist er zertifizierter Kommunikations- und Verhaltenstrainer, Personal & Business Coach und Businessmoderator. Er verfügt über 20 Jahre Erfahrung als Führungskraft, Ausbilder und Personalentwickler in einem mittelständischen Unternehmen. Zu seinen Trainings-Schwerpunkten zählen erfolgreiches Führungsverhalten, Coaching als Führungsstil und die Integration von New Work in den Arbeits- und Führungsalltag.